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Zwei Lipper in Flandern im Kampf gegen das Pflaster und die Hellingen

Früh am Morgen die Startaufstellung
die beiden Protagonisten, vorn Olli, hinten Jörn
Auf der Abfahrt vom Valkenberg. Wer es nicht lesen kann 13%
Am Sonntag bei den Profis schauen und staunen

 „…also hieß es ab Januar so viele Kilometer wie möglich zu sammeln. 245km mit 1800 Höhenmetern am 5. April fahren sich nicht von alleine.

Am Freitag den 4. April war es dann soweit. Abfahrt nach Belgien. Morgens um 11 ging's los. Die Räder waren gewartet und die letzte Trainingsfahrt mit dem Dienstags-Radtreff war als Generalprobe gelungen.
Nach kurzer Nacht ging's nach schnellem Frühstück los mit dem Auto zum Zielort Oudenaarde. Dort stiegen wir bei 6 Grad in den Bus, der uns in gut einer Stunde zum Start nach Brügge ans Stadion des FC Brügge brachte. Dort angekommen und eine Runde ums Stadion gedreht rollten wir gut 5km mit Licht durch das dunkle Brügge bis auf den wunderschönen Brügger Marktplatz. Hier warteten wir mit fast 4000 Radfahrern auf den offiziellen Start um 7 Uhr. Ein Kanonenschuss schickte uns pünktlich auf die Strecke. Die Wettervorhersage war perfekt. Bis 18 Grad und Sonne und wenig Wind. Zumindest von 18 Grad und Sonne war es, wie wir später feststellten, noch 2 Stunden entfernt. Also waren die ersten 60km mit kurzer Hose, Ärmlinge, Windweste und kurze bzw. gar keine Handschuhe eher kühl. Aber wir wollten später nicht mit voll gestopften Trikottaschen die Hellingen hoch rollen. Da macht man mal Kompromisse.
Alles lief bis hierher perfekt. Hauptziel für die ersten 120km war es Kraft zu sparen, gut zu essen und zu trinken und nicht zu stürzen. Wobei man sagen muss, dass die meisten Starter auf der langen Runde gute aufmerksame Radsportler waren. So sind wir gut und sicher am ersten Berg bei Kilometer 120 angekommen. Inzwischen konnte man daran denken, die Windweste und die Ärmlinge auszuziehen. Auf den nächsten guten 120 km warteten jetzt 15 Anstiege, davon 8 mit Kopfsteinpflaster, und vier lange flache Kopfsteinpflasterabschnitte.
Der erste Berg war der Wolvenberg mit 8% im Mittel und max. 17% auf 700 m Länge. Danach rüttelten uns die ersten zwei flachen Pflasterstücke die restliche Kälte aus den Füßen und Händen. Die Durchblutung funktionierte noch. Bei Kilometer 132 stand mit dem Molenberg der erste Pflasterberg auf der Liste. Kurz aber mit 14% maximal Steigung steil. Es ging lustig weiter mit den nächsten zwei flachen Pflasterstücken. Beide über 2 Kilometer lang. Und hier war klar, das Pflaster in der Senne ist eine Autobahn. Ich hatte hier ein kleines Kettenproblem und musste auf dem Pflaster vom Rad, um die Kette wieder auf das große Blatt zu befördern. Olli wartete auf der Kuppe der nächsten Helling, dem Leberg mit 14% max. Steigung. Danach folgten mit dem Valken- und dem Boignerberg zwei weitere steile Hellingen ohne Pflaster. Bei Kilometer 174 stand dann mit dem Eikenberg der erste schwere und zugleich lange Pflasterberg auf dem Aufkleber unsrer Oberrohre. 1,2km mit 6% mittlerer Steigung. Ab jetzt wurde es ernst. Auf den letzten 61km warteten noch 9 Hellingen, und dabei waren noch die Highlights der "Ronde". Und das Highlight überhaupt erwartete uns in 4km. Der Koppenberg. Ein 600 Meter langes Kopfsteinpflastermonster mit 12% Durchschnitts- und 22% Maximalsteigung. Neben reinem Ankommen, war unser Ziel, alle Berge hoch zu fahren. Und das war am Koppenberg ein schwieriges Unterfangen zwischen schiebenden Radfahrern, bei 22% Steigung, Kopfsteinpflaster und einem vielleicht 2m breiten Hohlweg. Irgendwie sind wir dann doch fahrender Weise oben angekommen.
Weiter ging es über zwei weitere Kopfsteinpflasterberge, dem Steenbeekdries und dem Taienberg. Beide nicht zu schwer, wobei der Taienberg Abschnitte bis 16% hat.
Bis zur letzten Verpflegung bei km 216 lagen mit dem Kaperij, dem Kanarienberg, dem Kruisberg und dem Karnemelbeek vier weitere Hellingen im Profil. Einer davon mit Kopfsteinpflaster und alle recht lang um die 1,5km und mit Steigungen bis 14%. Und langsam wurden die Beine dann doch schwer und müde. Die steilen Pflasterberge, wie der Koppenberg, muss man ohnehin im sitzen fahren. Nach einer letzen Verpflegung, ging es dann zum Finale. Der alte Kwaremont wartete.
2,2 Kilometer Pflaster mit 4% Durchschnittssteigung und 12% Maximalsteigung. 39:25 drauf und ab der Hälfte des Berges auf große Blatt und drüber. Nun ging es an die letzte Hürde, dem Paterberg. Auf der Abfahrt mussten alle Sportler stoppen und zu Fuß über eine Wiese. Ein älterer Fahrer war gestürzt und lag mit wahrscheinlichem Armbruch auf der Straße. Der Rettungsdienst kam direkt nach uns.
Wie am Koppenberg bestand an der letzten Helling die große Schwierigkeit daran, den Berg fahrend zu überwinden. Und das war bei 13% im Schnitt und 20% im Maximum und den wieder schiebenden Sportler sehr schwierig. Zitat Olli: "Wenn wir noch langsamer fahren, kippen wir um". Und ich mit 39/25. Doch aus dem Sattel und rüber im Zickzack. Fahrender Weise oben angekommen gabs erst mal highfive. Von da ging es in einer riesigen Gruppe mit phasenweise 50km/h ins Ziel auf dem Profi Kurs vom Sonntag“.

Zum Abschluss ein paar Daten und Fakten.

Nach Netto 7:40 Stunden und einem 31er Schnitt gemessen von offiziellen Start am Marktplatz waren wir am offiziellen Ziel in Oudenaarde.
Brutto waren wir etwa eine Stunde länger unterwegs.
Einige Gels, Müsliriegel und unzählige süße belgische Waffeln und die ein oder andere Trinkflaschenfüllung mussten dran glauben.

Nebenwirkungen:
Olli klagt über
- schmerzende Handgelenke und Finger, den sogenannten Pflasterfingern
- einen leichten Muskelkater
- taube Zehen nach den Pflasterstücken
- akute Unlust auf Kopfsteinpflaster in den nächsten Wochen

Jörn klagt über
- eigentlich nichts